Fahrbericht Mercedes-Benz E-Klasse Coupé

Im Test: Mercedes E-Klasse Coupé (2017)

Die Coupés sollen immer das Sahnehäubchen einer Modellreihe darstellen. Designer dürfen dafür den Alltagsnutzen hinten anstellen und sich den schöneren Dingen ihres Berufs zuwenden. Den besten der Zunft gelingt es, den Produktionsvorstand davon zu überzeugen, dass es nicht reicht, einfach nur die Passagierkabine flacher und kleiner zu halten. Gesucht ist der Dreiklang aus Stil, Extravaganz und Luxus, oft ergänzt um einen sportlichen Körperbau. Das Mercedes-Benz E-Klasse Coupé tritt jetzt an, um diesem Maßstab gerecht zu werden.

Das Basisfahrzeug – die Mercedes-Benz E-Klasse – hat seit ihrem Erscheinen im April 2016 viel Anerkennung und Superlative eingefahren. Mercedes-Benz nannte die E-Klasse schon bei der Vorstellung „die beste Business-Limousine“. Bisher hat niemand ernsthaft widersprochen, und wir sehen bisher nur einen ernsthaften Versuch, dasselbe Niveau zu erreichen. Also bewegt sich auch das Coupé in Sachen aktiver und passiver Sicherheit, ebenso wie bei den Fahrwerks- und Fahrerassistenzsystemen sowie bei der Konnektivität auf der Höhe der Zeit.

Fahrbericht Mercedes E-Klasse Coupé (2017)
Fahrbericht Mercedes E-Klasse Coupé (2017)

Deswegen können wir uns beim Coupé intensiver mit seinem Charakter befassen. Der Blick darauf lohnt, weil selten ein Fahrzeug solch eine breite Palette an Spielarten zeigte. Dabei geht es nicht um solche mittlerweile gewohnten Elemente wie die mögliche Spreizung beim Ansprechverhalten von Motor und Schaltung, bei den besseren Fahrwerken auch der Dämpfereinstellung. Doch das Bedienen des kleinen Schalters auf der Mittelkonsole zeigt, dass die Entwickler ihrem Coupé schon an dieser Stelle einen anderen Charakter mitgegeben haben. Nicht einmal mit der Einstellung „Sport+“ lässt sich die Federung den Komfort abgewöhnen.

Dieses Coupé wird auch dann nicht zum Sportwagen, wenn am Heck die 400 steht und der Sechszylinder-Biturbo mit 245 kW / 333 PS und einem maximalen Drehmoment von stolzen 480 Newtonmetern (Nm) und einem Durchschnittsverbrauch (nach NEFZ) von 8,1 Litern vorne arbeitet. Der 400er ist zwar schnell, aber kein Kurvenräuber. Das Modell 300 passt noch weniger zu einem sportlichen Anspruch. Denn anders als in der Geschichte der Marke, stehen hinter der Zahl keine drei Liter Hubraum und auch keine sechs Zylinder.

Im Test: Mercedes E-Klasse Coupé (2017)
Im Test: Mercedes E-Klasse Coupé (2017)

Fahrern eines solchen Coupés könnte die Verknüpfung von vier Zylindern mit der Mercedes-Historie dieser Zahl gefallen. Mag sein, sie ist ihnen wichtiger als die Pferdestärken und die Zylinderzahl. Denn sie klingt gut und passt auf kaum ein Heck besser als auf das dieses Coupés. Angesichts der Fahrleistungen käme sowie niemand auf die Idee, das Zahlenspiel zu entlarven.

Aber mehr als mit dem Vier-Zylinder-Benziner geht der V6-Diesel im 350 d zu Sache. Egal, in welcher Version der E-Klasse – er hinterlässt immer den Eindruck, als sei der komplette Antrieb samt Acht-Gang-Automatik und 4Matic-Allradantrieb nur auf diesen Motor zugeschnitten worden. Dieser Diesel kommt leider erst später.

So wie die beiden V6 passen auch die Vierzylinder 220 d und 200 zum Coupé. Der Selbstzünder stellt den ersten Einsatz des neuen Zweil-Liter-Diesels (143 kW / 194 PS und 400 Nm) dar. Der Benziner leistet 135 kW / 184 PS und bringt 200 Nm zum Einsatz. Bei schaffen gut 240 km/h Höchstgeschwindigkeit. Der Benziner bringt es auch einen Durchschnittsverbrauch von 6 Litern auf 100 km, der Diesel auf 4 Liter.

Zwischen dem E 200 ab 50 575 Euro und dem E 400 4Matic für 64 807 Euro können in Sachen Geschwindigkeit und Verbrauch Welten liegen, müssen aber nicht. Denn schon beim Einsteigen sagt einem das Coupé wieder überdeutlich, dass es jetzt nicht nur ums schnöde Fahren, sondern um ein Gesamtergebnis geht, das von den Beschleunigungszeiten – minimal 5,3 Sekunden, maximal 7,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h – nur nebenbei beeinflusst werden kann.

Das Coupé hat bei den Maßen zugelegt: plus 128 Millimeter in der Länge, 74 Millimeter in der Breite und 33 Millimeter in der Höhe. Und es steht mit einer breiteren Spur vorn und hinten fester auf der Straße. Innen versprechen die Techniker das Raumangebot eines Viersitzers. Für die Klasse der echten Coupés mag das zutreffen. Immerhin wuchsen Knie- und Kopffreiheit hinten und die Insassen finden hinten wie vorn auf sehr guten Einzelsitzen Platz. Für die Kinder oder die Enkel reicht das im Fond allemal.

Innenraum Mercedes E-Klasse Coupé

Innen verblüfft das Coupé mit einer ganzen Reihe ungewöhnlicher, aber in jedem Fall eleganter Ambiente-Gestaltungen. Von Marineblau mit Hellgrau bis zu verschiedenen Beige-Tönen und Lenkrädern in der Farbe der Innenausstattung finden sich viele Varianten. Alle legen einem nahe. das in dieser Welt die Eleganz, der Stil und die Extravaganz entscheidend sind.

Mercedes E-Klasse Coupé Innenraum (2017)
Mercedes E-Klasse Coupé Innenraum (2017)

An das große Bildschirm-Cockpit hat man sich als E-Klasse-Fahrer schon gewöhnt. Es begeistert mit seinen brillanten, vielfach einstellbaren und individualisierbaren Anzeigen immer noch. Neu sind die Ausströmer der Lüftung. Sie sollen an Flugzeugtriebwerke erinnern und bestimmen im großen Schmuckteil das Bild der Armaturentafel. Der Rest wird geprägt durch den Mix unterschiedlicher, guter Materialien und deren Farbspiel, aber auch durch die Kurven, mit denen sich die Armaturentafel in durchgängiger Gestaltung von Tür zu Tür schwingt. In den letzten Monaten hört man für komfortable Innenräume immer wieder den Begriff „Lounge“. Dies ist eine.

Mercedes E-Klasse Coupé Innenraum (2017)
Mercedes E-Klasse Coupé Innenraum (2017)

Das Äußere tritt dagegen einen Schritt zurück. Extravaganz und Luxus innen, werden außen zu Stil und Schönheit. Das Coupé wirkt so schlicht wie elegant. Eine sportliche Variante des Mercedes-Benz-Gesichts, die übergreifende Motorhaube mit zwei Powerdomes, die schnörkellose Gestaltung der Seiten mit den zwei großen Türen und den rahmenlosen Scheinen sowie den Verzicht auf die B-Säule prägen seinen Auftritt.

So bildet das Äußere und das Ambiente den Rahmen für sehr unterschiedliche Zielgruppen. Von Enkeln und Kindern war schon die Rede. Doch hinter jedem Coupé steckt eigentlich die Idee von einem Fahrzeug für ein Paar mit Sinn für die schönen Seiten des Lebens. Hier geht es nicht um Alltagstauglichkeit, höchstes um ausreichend Platz für das Urlaubsgepäck. Hier stehen nicht die Leistung, sondern das Wohlbefinden und die Entschleunigung im Vordergrund – und ein bisschen die Teilhabe an der Schönheit und dem Charakter dieses Coupés. (ampnet/Sm)

Fahrbericht Mercedes E-Klasse Coupé (2017)
Fahrbericht Mercedes E-Klasse Coupé (2017)

Technische Daten Mercedes-Benz E 220 d Coupé

Länge x Breite x Höhe (in m): 4,83 x 1,86 x 1,43
Radstand (m): 2,87
Motor: R4-Diesel, 1.950 ccm, Turbo, Direkteinspritzung
Leistung: 143 kW / 194 PS bei 3.800 U/min
Max. Drehmoment: 400 Nm von 1.600–2.800 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 242 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 7,4 Sek.
ECE-Durchschnittsverbrauch: 4,0 Liter
CO2-Emissionen: 106 g/km (Euro 6)
Leergewicht / Zuladung: min. 1.735 kg / max. 565 kg
Kofferraumvolumen: 425 Liter
Luftwiderstandsbeiwert: 0,25
Räder / Reifen: 7,5 J x 17 / 225/55 R 17
Preis: 50.575 Euro

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